Tür auf, Tür zu, Tür auf, Tür zu – Lampenfieber wieder Spitzenklasse!

Soviel „Tür auf“, „Tür zu“ war nie! Der Zuschauer war jedesmal verblüfft. Wissen die Schauspieler eigentlich immer, durch welche Tür sie verschwinden müssen? Und plötzlich verschwinden mussten alle immer. Wer ist hinter der Tür? Was ist hinter der Tür? Wie viele sind hinter der Tür?

Die Komödie „Alles in Butter“ von Edward Taylor lebt davon, dass alle zur unpassenden Zeit kommen und alle deshalb jeweils plötzlich verschwinden müssen. Natürlich geht es dabei um Ehemänner, Ehefrauen, Geliebte und Liebhaber. Und weil alle zurzeit gerne über Politiker lachen, gibt die anstehende Wahl des Präsidenten der Europäischen Kommission den passenden Rahmen.

In den sechs ausverkauften Vorstellungen wollten sich die Leute gut amüsieren und herzlich lachen. Das ist bei „Lampenfieber“, der Theatergruppe im CVJM Oberbarmen, immer garantiert. Großartige Schauspieler, eine zupackende Regie, das herrliche Bühnenbild, die perfekte Technik und die Wohlfühloase – Cafeteria mit leckeren Speisen und Getränken – machten den Theaterbesuch wieder zum Genuss. 23 Kreative gehören zum Lampenfieber-Team, viele mit mehrfachen Aufgaben. Dazu kommen noch die Helfer in der Cafeteria.

Als Sir Clive Partridge (Calogero Gagliardi) und Simon Prout (Salvatore Giancani) aus einer der Türen in so etwas von echten englischen Gardeuniformen auf die Bühne zurückkamen, war das Publikum aus dem Häuschen. Dabei sahen die beiden großartig lebendigen Hauptdarsteller zuvor in ihren sexy Unterhöschen so fesch aus! Ihre eigentlichen Hosen waren leider von der resoluten Louise Muller (Bettina Mann) in einem Müllschredder gehäckselt worden. Danach verschwand sie hinter einer Tür in die Badewanne. Oder war sie das gar nicht? War das die ausdrucksstark gespielte Astrid (Karina Stolz), die geheime Geliebte des zukünftigen Präsidenten, die in der ersten Spielhälfte meist auf dem Balkon versteckt wurde, dann in die Badewanne ging, bis der Wasserboiler nicht mehr nur knallte, sondern tatsächlich explodierte. Oder war das doch Louise Muller?

Hinter einer der Türen pflegte Lady Gillian Partridge (Madrisa Cleff) ihre Depressionen mit einem Cognacfläschchen und literarischen Ergüssen. Zwischendurch kam sie, immer zur falschen Zeit und immer ein wenig desorientiert, auf die Bühne. Eine Paraderolle. Und Vani Vaitheeswaran spielte die Botschaftsangestellte Ernestine Kibble herrlich übertrieben diensteifrig und schmerzgeplagt im aufreibenden diplomatischen Dienst Ihrer Majestät.

Einen verwickelten und wirbelnden Schlussakkord setzte Jan Platz als oberster Europäer Jacques Berri. Als er endlich seinen Mantel lüftete ….., aber das verraten wir noch nicht, denn im Januar 2013 sind ja noch zwei Aufführungen dieser spritzigen und witzigen Komödie, die Stefanie Demand (Regie) gekonnt inszenierte.

Ein Artikel von Hans-Erich Richling